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Donnerstag, den 17. März 2011

Durch Sympathieträger erfolgreich – Gratwanderung zwiſchen forſch und frech

Abgelegt unter: Politik — Schlagwörter: , , — Hausherr @ 5:17 Uhr

Wenn es nicht wahr wäre, es wäre eine gelungene Satire. Genießen Sie mit mir die große Leidenschaft, die viele Freude, die sachlichen Argumente, die Aufklärung, die Vernunft sowie überhaupt die Werbung für die politischen Ziele und Vorstellungen des Friedhelm Ernst, seines Zeichens Vater, Apotheker, FDP-Abgeordneter.

So manches seines Gedankengutes und seiner Fähigkeiten kann er im Sozialausschuß sowie im Petitionausschuß des Landtags von Baden-Württemberg einbringen.

Aber Vorsicht:

„Den vernünftigen Argumenten gehen oft die Emotionen ab.“

Vermutlich ist das die Ursache dafür, daß Herr Ernst uns dieses eine mal die vernünftigen Argumente dann doch lieber vorenthält, was ja auch nicht weiter verwundert, schließlich sind schwerlich welche zu finden, die über Befürwortung von Korruptheit, Sozialneid und bestenfalls Klientelpolitik hinausreichen. Stattdessen hören wir Sätze wie:

„Trotzdem müssen wir versuchen, transparent und weniger rechthaberisch und – ich sage es noch einmal – mit Sympathie Politik zu machen.“

oder

„Die Möglichkeit, einen qualifizierten Schulabschluß zu machen, hat fast jeder junge Mensch.“

Wobei bei man sich dann, aufklärerisch und an Vernunft interessiert, wie wir nunmal sind, sofort fragt: Wieso nur fast? Aber dazu kommen wir später, oder lieber gleich, nämlich:

„Wir stehen zu unserem differenzierten Schulsystem. Wir wollen keinen Einheitsbrei.“

Was die Frage nicht beantwortet. Außer vielleicht so weit, daß eingefleischter Sozialneid einen qualifizierten Schulabschluß für alle Schulabgänger eben ausschließt.

Und wo sind jetzt die sachlichen Argumente? Wo sind sie hin, die Aufklärung, die Vernunft? Ähm, ja… Lieber noch ein bißchen Gehirn waschen, also lügen:

„Wir machen keine Klientelpolitik, keine Interessenpolitik, keine Verbandspolitik. „

Diese Lügen gilt es in einem Atemzug mit einer wahren Aussage zu vermischen:

„Wir sprechen alle Menschen in Baden-Württemberg an.“

Was natürlich trotzdem heißt, daß man auch weiterhin eine Politik vorzugsweise für Atomlobbyisten, spendable Hotelkettenbesitzer, Pharmakonzerne und ganz eventuell vielleicht noch Apotheker treibt. Nur möge das Stimmvieh das bitte schnell vergessen, wenn es doch einmal auffällt.

Deshalb gibt der Herr noch eine Runde Sozialneid:

„Und über allen diesen Vorstellungen steht das große Wort Befreiung. Wir brauchen eine Politik der Befreiung von Überregulierung und Bevormundung.“

Das mag er für Atomkraftwerke tatsächlich so meinen, im übrigen saß die FDP 35 der letzten 50 Jahre mit in der Regierung, hat also die Überregulierung ganz wesentlich mitzuveranworten. Aber lauschen wir noch ein bißchen:

„Wir brauchen eine Politik mit weniger staatlichem Aufwand, weil wir sonst nie mehr einen bezahlbaren Staat haben werden. Wir brauchen eine Befreiung von Unbeweglichkeit und Selbstbetrug in den sozialen Sicherungssystemen.“

Die Einführung einer Bürgerversicherung meint er damit gewiß nicht, das wäre nun wirklich zuviel für das Apothekerherz, zuviel des jahrzehntelangen Engagements im sozialen Bereich.

Und abschließend behandeln wir noch schnell das Pflichtfach, das Umfallerthema Nummer 1, die Bürgerrechte:

„Wir brauchen eine Befreiung von einer Politik, die ständig mißtraut, statt zu vertrauen. Wir brauchen keine Steuerverwaltung, die ohne jeden Anlaß auf jedem Konto herumschnüffelt. Wir wollen weiter telephonieren und E-Mails verschicken, ohne daß jede Verbindung, und sei sie auch noch so privat, gesammelt und festgehalten wird.“

Es sei angemerkt, daß die FDP seinerzeit dem Großen Lauschangriff überwiegend zustimmte. Es sei weiterhin angemerkt, daß es das Zugangserschwerungsgesetz nur deshalb noch gibt, weil die FDP die Zustimmung zu dessen Abschaffung verweigert. Und schließlich sei angemerkt, daß die Gegnerschaft der FDP zur Vorratsdatenspeicherung doch eher eine sehr relative Sache ist.

So sieht sie aus, die Befreiung durch die FDP:

– frei von Vernunft
– frei von Aufklärung
– frei von sozialer Verantwortung
– frei von Leidenschaft
– frei von Freude
– frei von sachlichen Argumenten

So sieht es aus, wenn der Mief aus den Gräbern und Grüften der Vor-Bismarck-Ära aufsteigt und um Stimmen wirbt.

Wirklich authentisch:
 


via netzpolitik.org

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