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Mittwoch, den 11. Juni 2008

Manmal möte i Müer heißen

Abgelegt unter: In eigener Sae,Politik — Schlagwörter: , , , , — Hausherr @ 11:30 Uhr

Auch Schmidt, Schulze oder Meier wären mir hin und wieder angenehmer, in ganz bestimmten Momenten weit weniger beklemmend als ausgerechnet Viehrig. Der Vorteil, einen recht seltenen und dennoch einigermaßen einprägsamen Namen zu tragen, kehrt sich manchmal gegen einen selbst. Diesesmal steigt Scham in mir auf. Und Zorn.

Scham dafür, sehr wahrscheinlich mit meinem Namensvetter weitläufig verwandt zu sein. Sehr, sehr weitläufig zwar, aber doch verwandt. Der Name Viehrig läßt sich bis in das späte Mittelalter zurückverfolgen, als ein Ahne, aus Böhmen einwandernd, im Gebiet der Sächsischen Schweiz seßhaft wurde. Die verschiedenen Schreibweisen (Vierig, Vierich usw.) gehen alle auf die ursprüngliche, Viehrig, zurück. Alles ein Stammbaum, ein Ursprung, alle können wir unsere Wurzeln in die Sächsische Schweiz zurückverfolgen, wenn wir nur weit genug in der Vergangenheit graben. Und einige haben die Gegend eben nie verlassen, jeder dritte oder vierte Grabstein des Friedhofes vom Ortsteil Schöna von Reinhardtsdorf-Schöna trägt unseren Namen: Viehrig.

Und Zorn darauf, daß dieser entfernte Verwandte den Namen Viehrig braun besudelt.

Die Rede ist von Mario Viehrig, seines Zeichens Vertreter der NPD im Gemeinderat von Reinhardtsdorf-Schöna in der schönen Sächsischen Schweiz. Er ist wieder dabei. Mit 25 Prozent NPD-Wählerschaft im Rücken, geholt hat er die bei der Kommunalwahl am letzten Sonntag in Sachsen. Nein, nicht Schill-Partei, dieser Populistenhaufen aus Hamburg, dessen schwulenhassender Leitwolf und Namensgeber gerade koksenderweise in Südamerika versumpft. Auch nicht Republikaner, die braune Scheiße in spießbürgerlich, die NPD in „light“ sozusagen. Mario Viehrig vertritt das Original, soweit, wie er das legal eben kann.

Und vermutlich würde mich das weit weniger bekümmern, würden dieser Mario und ich eben Müller, Schmidt, Schulze oder Meier heißen. Ich wüßte wohl nicht einmal, daß wir verwandt sind. Ganz gewiß ist aber, niemand käme auf die Idee, von einem namens Müller auf andere gleichen Namens zu schließen. Aber bei Viehrig?

Nun, warum erzähle ich Ihnen das?

Ganz einfach, es erklärt teilweise einige Veränderungen, die ich auf dieser Seite vorgenommen habe. Notgedrungen etwas vorzeitig. Und in Abhängigkeit von den Fähigkeiten Ihres Browsers werden diese für Sie mehr oder weniger offensichtlich sein.

Ich liebe Frakturschrift. Sehr! Ich finde sie ästhetisch ansprechend, einfach schön. Ich habe immer damit geliebäugelt, sie häufiger zu gebrauchen, sie nicht nur zu lesen, sondern auch aktiv gestalterisch einzusetzen.

Ein Hemmschuh war bisher, daß ein Browser sie normalerweise nicht erkannte, das ist zum Teil noch heute so. Ein weiterer bestand darin, daß auch diverse Schreibprogramme keine ansprechende Frakturschrift boten, insbesondere das lange „s“, welches sich vorwiegend am Wortanfang und in der Wortmitte findet, sowie die Ligaturen waren nicht darstellbar. Das hat sich inzwischen geändert. Schließlich ist da der braune Geruch, der ihr seit langem anhängt. Fälschlicherweise, wie der kundige weiß. Vielmehr hatten die Nazis die Frakturschrift 1941 gar verboten, nachdem die ihr einen jüdischen Ursprung andichteten. Das hält andererseits deren geistige Kinder, Enkel und Urenkel nicht davon ab, in T-Shirts mit Hitlerzitaten in Frakturschrift zu Übungen der Freiwilligen Feuerwehr zu erscheinen.

Und ich gönne diesen Leuten diese wunderschöne Schrift so wenig wie meinen Namen! Ich will auch namentlich einen kleinen Beitrag dazu leisten, deren Vereinnahmung durch sie zu verhindern.

Was wird anders?

Ich werde künftig eine leicht modifizierte Frakturschrift für die Überschriften verwenden. Bisher wird diese allerdings nur vom Firefox sowie vom Opera-Browser erkannt und korrekt dargestellt. Der Safari-Browser und der Internet Explorer erkennen diese Schrift derzeit noch nicht. Für diese Fälle habe ich eingestellt, daß die Schriften Book-Antiqua, Georgia und Tahoma in eben dieser Reihenfolge von Ihrem Browser versucht werden. Spätestens Tahoma sollte bei allen Browsern funktionieren. Da die Fraktur noch nicht von allen Browsern erkannt wird, muß ich einen Kompromiß eingehen, damit bei einigen kein Zeichensalat angezeigt wird. Ich muß derzeit auf Ligaturen und das lange „s“ verzichten, die Puristen möchten mir diesen Kompromiß nachsehen. Des weiteren sind die Überschriften entweder etwas zu groß, wenn keine Fraktur angezeigt wird, bzw. etwas zu klein, wenn diese erscheint. Die Schriftgröße an die jeweils erscheinende Schrifttype zu binden, ist mir noch nicht gelungen. Sollte jemand einen guten Vorschlag haben, wie ich diese Variationen hier einbauen kann, wäre ich für eine Nachricht mit möglichst genauer Anleitung sehr dankbar.

Soweit dazu. Ich werde auch künftig nicht Müller heißen und mich niemals Müller nennen. Ich bin und bleibe ein Viehrig, nämlich

Ihr Peter Viehrig

 


Nachtrag 2012:
 
Der vorstehende Artikel stammt aus einer Zeit, als dieses Blog noch fremdgehostet war. Inzwischen hat sich einiges getan:

1. Die verwendete Fraktur umfaßt nun auch die Ligaturen.

2. Alle gängigen Browser sind mittlerweile imstande, die hier verwendete Fraktur korrekt darzustellen, sofern sie Skripte zumindest für eingebettete Schriften gestatten.

3. Bei der Schrift für die Fließtexte verwende ich eine Abwandlung einer Palatino.

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